
Die Rekrutierung von ausländischen Fachkräften bringt Herausforderungen mit sich, die Unternehmen sorgfältig berücksichtigen müssen. Die gesetzlichen Vorschriften rund um die Erteilung von Aufenthaltstiteln und die Beschäftigung von ausländischen Fachkräften zu verstehen, ist oft nicht ausreichend.
Eine Hürde ist die kulturelle Integration. Fachkräfte aus anderen Ländern bringen unterschiedliche Arbeitsweisen, Werte und Kommunikationsstile mit, was zu Missverständnissen führen kann.
Auch sprachliche Barrieren stellen oft eine Herausforderung dar. Unternehmen müssen sicherstellen, dass ihre Mitarbeiter ausreichend unterstützt werden, um sich sprachlich und kulturell zurechtzufinden.
Nicht zuletzt gibt es in einigen Branchen weltweit einen intensiven Wettbewerb um Fachkräfte, was bei der Rekrutierung ebenfalls eine Rolle spielen muss, um die besten Talente zu gewinnen und auch zu halten.
Unterstützung bei der Rekrutierung finden Arbeitgeber im Rahmen von Programmen und Projekten. Zu nennen ist hier die Zentrale Auslands- und Fachvermittlung (ZAV) der Bundesagentur für Arbeit. Sie ist die zentrale Anlaufstelle für Unternehmen, wenn es um Arbeitskräfte aus dem Ausland geht z. B. hinsichtlich Akquirierung, berufliche Anerkennung, Sprachkurse etc. Einen Überblick über das gesamte Leistungsspektrum findet sich hier.
Der Arbeitgeber-Service der Bundesagentur für Arbeit bietet telefonisch branchenspezifische Beratung zur Rekrutierung von Fachkräften. Weitere Informationen sind hier abrufbar.
In diesem Zusammenhang sind auch die Industrie- und Handelskammern sowie die Auslandshandelskammern (mehr zum Angebot der AHKs hier) anzuführen, die ebenfalls Unternehmen dabei helfen, Auszubildende oder Personal zu finden und dazu auf ihr Netzwerk im In- und Ausland zurückgreifen können.
Es wird auch eine Reihe von Projekten gefördert, mit denen Unternehmen bei der Fachkräftegewinnung unterstützt werden sollen. Eine Übersicht zu einigen aktuellen Projekten findet sich hier.
Des Weiteren existieren private Dienstleister, die mit ihrer Expertise bei der Anwerbung von Fachkräften weiterhelfen können. Das Zentrum für Fachkräftesicherung und Gute Arbeit Sachsen (ZEFAS) bietet auf seiner Homepage eine Übersicht über Rekrutierungsdienstleister in Sachsen, sortiert nach Branchen. Die Übersicht lässt sich hier abrufen.
Weitere Möglichkeiten zur Fachkräftegewinnung sind Delegationsreisen und Internationale Messen.
Für die Verbreitung von Stellenausschreibungen kann auf Stellenbörsen zurückgegriffen werden, die international ausgerichtet sind. Zu nennen ist etwa die Jobbörse auf dem Portal „Make it in Germany“, in der Stellenanzeigen sowie Angebote für Ausbildungsplätze geschaltet werden können. Sie ist hier abrufbar. Die Jobbörse speist sich aus der Jobsuche der Bundesagentur für Arbeit.
Insbesondere zur Suche nach Arbeitskräften auf europäischer Ebene dient „European Employment Services“ (EURES). Es ist ein Netzwerk von Arbeitsvermittlungsdiensten der Europäischen Union und des Europäischen Wirtschaftsraums, das darauf abzielt, die Arbeitskräftemobilität innerhalb Europas zu fördern. Hier können Unternehmen ebenfalls Stellenanzeigen schalten. EURES lässt sich hier aufrufen.
Das von der Bundesregierung geförderte „Alumniportal Deutschland“ ist eine weitere Möglichkeit, Stellenangebote zu veröffentlichen. Es bietet eine Community-Jobbörse und richtet sich in erster Linie an ausländische Studierende und Absolventen deutscher Hochschulen. Es findet sich hier.
Für Unternehmen, die Fachkräfte aus dem gewerblich-technischen, kaufmännischen oder Handwerksbereich suchen, könnte das Projekt „UBAconnect“ interessant sein. Es handelt sich dabei um eine Datenbank, die ausländische Fachkräfte listet, die das berufliche Anerkennungsverfahren bereits absolviert haben und bei denen eine teilweise Gleichwertigkeit festgestellt wurde. Ziel ist es, dass diese Personen Qualifizierungsbetriebe finden, die sie auf dem Weg zur vollen Anerkennung unterstützen. Die Unternehmen beschäftigen die Fachkraft befristet für die Dauer der Anpassungsqualifizierung und gewinnen möglicherweise langfristig neue qualifizierte Mitarbeitende. Mehr dazu findet sich hier.
Auch die eigene Firmenhomepage kann genutzt werden, um Stellenausschreibungen zu veröffentlichen. Dazu sollte diese international ausgerichtet werden. Das RKW-Kompetenzzentrum bietet für kleine und mittlere Unternehmen online einen Check für ihre Karriereseiten. So lässt sich prüfen, ob die eigene Website modernen Anforderungen genügt. Der Online-Check ist hier möglich.
Bei der Formulierung der Stellenausschreibung sollte bedacht werden, dass hierzulande bekannte Qualifikationsabschlüsse in anderen Ländern in der Form eventuell gar nicht existieren oder einen anderen Namen tragen. Es empfiehlt sich daher, eher nach konkreten Fähig- und Fertigkeiten zu suchen, z. B. das Beherrschen bestimmter Produktionsverfahren, Werkzeuge oder Software.
Neben der Stellenbeschreibung sollten auch konkrete Unterstützungsangebote angeführt werden, die das Unternehmen abseits der Stelle bieten kann, wie beispielsweise Hilfe bei der Wohnungssuche oder Unterstützung beim Spracherwerb. Das kann die Attraktivität der Stelle bzw. des Unternehmens für die Fachkraft steigern.
Klar benannt werden sollten aber auch Erwartungen des Unternehmens hinsichtlich der Integration, um Missverständnisse und Überraschungen zu vermeiden. Das kann etwa sein, dass die Verpflichtung, Deutsch zu lernen, Einstellungsbedingung ist.
Insbesondere Fachkräfte aus Drittstaaten müssen durch das notwendige Visumverfahren rechtliche und bürokratische Hürden überwinden. Hier empfiehlt es sich, Unterstützung zu bieten, z. B. bei der Zusammenstellung von Unterlagen, der Übersetzung von Dokumenten oder dem Verstehen von behördlichen Schriftstücken. Für Visa, die berufliche Anerkennung, Übersetzungen, Flugtickets usw. können teilweise sehr hohe Kosten anfallen. Eventuell kann ein Teil der Kosten übernommen oder ein Darlehen gewährt werden.
Am besten lernen sich Arbeitgeber und Bewerber in einem persönlichen Gespräch vor Ort kennen. Bei ausländischen Fachkräften ist das aus kosten- und/oder visatechnischen Gründen nicht ohne weiteres möglich. Es sollten daher moderne Medien wie Videotelefonie genutzt werden, um sich zu sehen und zu hören.
Werden bestimmte Sprachkenntnisse erwartet, lassen sich diese im Gespräch auch viel besser prüfen als allein durch die Vorlage eines Zertifikates. Dazu, wie sich die Sprachkompetenz eines Bewerbers einschätzen lässt, finden sich hier Tipps.
Durch die im Juni 2024 eingeführte Chancenkarte besteht nun auch die Möglichkeit für Personen aus Drittstaaten zur Arbeitsplatzsuche nach Deutschland einzureisen. Auf diese Option kann eventuell hingewiesen werden. Sie ermöglicht auch eine Probearbeit von bis zu 2 Wochen im Unternehmen.
Ist die ausländische Fachkraft verheiratet und/oder hat minderjährige Kinder, wird sie ihre Familie mit nach Deutschland bringen wollen. Auch mit Familienfreundlichkeit kann sich ein Unternehmen hervortun. So kann es z. B. Tipps geben rund um den Familiennachzug, die schulische Integration etc. Mehr zu dem Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie findet sich hier. Hinsichtlich des Familiennachzugs ist auf das beschleunigte Fachkräfteverfahren zu verweisen. In das Verfahren können die Familienangehörigen der Fachkraft, d. h. Ehepartner/Lebenspartner und minderjährige Kinder, miteinbezogen werden. Es beschleunigt also nicht nur den Erhalt einer Aufenthaltserlaubnis für die Fachkraft, sondern auch für ihre Familie.
Weitere Handlungsempfehlungen rund um die Rekrutierung hat das Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung hier zusammengetragen.
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